karpatenschnitzel Kulturdezernat,Satire und Co,Wissenswertes Hobbyhorsing und Wife Carrying: Wenn die Finnen Langeweile zur Kunstform erheben (oder einfach sehr viel Spaß haben)

Hobbyhorsing und Wife Carrying: Wenn die Finnen Langeweile zur Kunstform erheben (oder einfach sehr viel Spaß haben)

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Liebe Freunde des gepflegten Unsinns, verehrte Liebhaber skurriler Sportarten und all jene, die sich schon immer gefragt haben, was man so treibt, wenn die Tage lang und die Wälder tief sind: Lasst uns einen Blick nach Finnland werfen. Ein Land, das nicht nur für seine atemberaubende Natur und seine wortkargen, aber liebenswerten Menschen bekannt ist, sondern auch für zwei… sagen wir mal… höchst ungewöhnliche Freizeitbeschäftigungen: Hobbyhorsing und Wife Carrying.

Man könnte in der Tat zu dem Schluss kommen, dass die Finnen entweder chronisch unterbeschäftigt sind oder aber ein geradezu beneidenswertes Talent dafür besitzen, dem Alltag auf die humorvollste Art und Weise zu entfliehen. Oder vielleicht ist es ja auch beides.

Hobbyhorsing: Wenn das Steckenpferd zum Hochleistungssportgerät wird

Beginnen wir mit dem Hobbyhorsing. Für den uninformierten Beobachter mag das aussehen wie eine Gruppe von Teenagern, die mit ihren alten Steckenpferden aus Kindertagen über eine Wiese galoppieren. Aber weit gefehlt, mein Freund! Hobbyhorsing ist in Finnland ein ernstzunehmender Sport mit eigenen Regeln, Turnieren und einer überraschend großen Fangemeinde.

Hier werden keine müden Runden im Garten gedreht. Hier geht es um akrobatische Sprünge über Hindernisse, präzise Dressurlektionen und atemberaubende Galopprennen. Die „Athleten“ trainieren hart, pflegen ihre „Pferde“ liebevoll (oft sind es aufwendig selbstgefertigte Kunstwerke) und entwickeln eine beeindruckende Körperbeherrschung.

Man stelle sich vor: Man steht am Rande eines „Hobbyhorse-Derbys“ und sieht junge Menschen mit ernsten Gesichtern und perfekt sitzenden Reithelmen ihre hölzernen Rösser über meterhohe Sprünge scheuchen. Die Kommentatoren fachsimpeln über die „Schwungphase im Trab“ und die „Eleganz in der Piaffe“. Es ist so absurd, dass es schon wieder genial ist.

Natürlich mag der ein oder andere belächeln, aber man muss den Enthusiasmus und die Kreativität bewundern, die in diesen Sport fließen. Es ist eine wunderbare Möglichkeit für junge Menschen, sich zu bewegen, ihre Fantasie auszuleben und eine Gemeinschaft zu finden – ganz ohne die Kosten und die Verantwortung eines echten Pferdes. Und mal ehrlich, wer hat als Kind nicht davon geträumt, auf einem wilden Mustang durch die Prärie zu galoppieren? Die Finnen nehmen diesen Traum einfach wörtlich – nur eben mit einem Stock zwischen den Beinen.

Wife Carrying: Wenn der Ehemann zum menschlichen Rucksack mutiert

Kommen wir nun zur zweiten finnischen Spezialität: dem Wife Carrying. Ja, Sie haben richtig gelesen. Hierbei geht es darum, seine Ehefrau (oder die Ehefrau des Nachbarn, die Regeln sind da erfreulich flexibel) auf möglichst spektakuläre Weise über einen anspruchsvollen Hindernisparcours zu tragen.

Die gängigsten Tragevarianten sind dabei die „Estnische Trage“ (die Dame hängt kopfüber mit den Beinen um den Nacken des Mannes), der klassische Huckepack oder der „Feuerwehrmannsgriff“. Der Parcours umfasst in der Regel verschiedene Hindernisse wie Holzbalken und ein Wasserbecken. Ziel ist es, die Strecke so schnell wie möglich zu absolvieren, ohne die „Fracht“ fallen zu lassen.

Der Preis für den Sieger? Nun, neben dem unbestreitbaren Ruhm und der Ehre winkt oft… das Gewicht der getragenen Ehefrau in Bier. Wenn das mal keine Motivation ist!

Auch hier mag man sich fragen: Warum? Was hat die Finnen dazu bewogen, diesen doch recht… körperbetonten Wettbewerb ins Leben zu rufen? Die Legenden reichen von alten Räubergeschichten, in denen Ehefrauen vor Verfolgern gerettet werden mussten, bis hin zu reinen Kräftemessen unter Nachbarn.

Egal welcher Ursprung zugrunde liegt, Wife Carrying ist ein Spektakel, das man gesehen haben muss, um es zu glauben. Die grimmigen Gesichter der Männer, die sich mit ihren kopfüber baumelnden Partnerinnen über die Hindernisse quälen, während das Publikum johlt und anfeuert – es ist eine Mischung aus sportlicher Herausforderung und unfreiwilliger Slapstick-Komödie.

Zu viel Zeit oder einfach nur ein unkonventioneller Sinn für Spaß?

Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück: Haben die Finnen einfach zu viel Zeit? Vielleicht. Aber vielleicht haben sie auch einfach verstanden, dass das Leben zu kurz ist für Langeweile und Konventionen. Sie nehmen die Dinge nicht immer bierernst (obwohl Bier beim Wife Carrying eine wichtige Rolle spielt), sondern finden Freude an den ungewöhnlichsten Dingen.

Hobbyhorsing und Wife Carrying mögen auf den ersten Blick skurril erscheinen. Aber sie zeigen uns auch, dass Kreativität, Gemeinschaft und ein gesunder Schuss Verrücktheit das Leben ungemein bereichern können. Und wer weiß, vielleicht sollten wir uns alle ein kleines Stück finnische Lebensfreude abschneiden und unsere eigenen, etwas unkonventionelleren Hobbys finden – auch wenn das bedeutet, mit einem Steckenpferd durch den Park zu galoppieren oder den Partner huckepack über den heimischen Gartenzaun zu tragen (letzteres vielleicht nur nach vorheriger Zustimmung). Denn am Ende zählt doch nur eins: der Spaß an der Sache – und vielleicht ein paar Liter Freibier. Skål!

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